1881, noch vor der Errichtung der Synagoge, wurde ein Tora-Vorhang (hebr. Parochet) angefertigt, welcher für die Vermählung von Kronzprinz Rudolf mit Prinzessin Stephanie von Belgien gestiftet und im Bethaus des Bezirks in Verwendung war. Ein Parochet hängt vor dem Aron Hakodesch, der „heilige Schrank“, in dem sich die Tora-Rollen befinden, wenn nicht aus ihnen gelesen wird. Interessant ist, dass die Widmungsinschrift auch in deutscher Sprache ausgeführt ist. „Zur Vermählungsfeier des Kronprinzen Erzherzog Rudolf mit der Prinzessin Stephanie. Von den Frauen Währings." Die technischen Angaben im Museumsinventar informieren über Material, Größe und Zustand. Verarbeitet wurde Seidensamt, Flitter, Silberfolie, Bouillonfäden, Goldborte sowie braun-violetter Chintz. Das 223 x 135 cm große Textil wurde 1995 restauriert. Mit den Frauen Währings ist wahrscheinlich der Frauen Wohltätigkeitsverein Währing mit Sitz in der Schopenhauerstraße 39 gemeint.
Dass Religion und Patriotismus oder Loyalität einander nicht im Weg stehen müssen, lässt sich auf vielen Objekten in der Sammlung des Jüdischen Museums Wien zeigen. Neben den kunsthistorisch interessanten Details drücken alle ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit aus – zum Kaiserhaus, zur Monarchie, zur Heimat, um die man spätestens seit dem Frühling 1938 betrogen worden war. Franz Modern, der Enkel des Architekten der Synagoge in der Schopenhauerstraße 39, war Arzt und flüchtete mit seiner Frau nach Shanghai, wo 1941 seine Tochter Elisabeth zur Welt kam. Dr. Modern wollte alles richtigmachen und meldete Elisabeths Geburt nicht nur der jüdischen Gemeinde, sondern auch beim deutschen Konsulat. Da Elisabeth unmöglich ein jüdischer Name sein kann, hieß sie auf dem Papier Rachel. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.