Das Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel und der darauffolgende Krieg in Gaza hatten und haben weltweit spürbare Auswirkungen: politisch, gesellschaftlich und persönlich. Die Empörung und der Schmerz auf beiden Seiten sowie der Druck, sich für eine Seite zu positionieren, haben Freundesgruppen, Familien und Gemeinschaften gespalten und lassen wenig Platz für Differenzierung. Slogans, Aussagen und Reden, die zu Gewalt oder gar zur Vertreibung bestimmter Gruppen aufrufen, tragen nicht zu einer friedlichen Lösung des Konflikts bei. Stattdessen schüren sie Hass in vielerlei Form – Antisemitismus, Rassismus, und Muslimfeindlichkeit. Ein besonderer Vorfall, der im April 2024 weltweit für Schlagzeilen sorgte, war die präventive Verhüllung des Holocaust-Mahnmals im Londoner Hyde Park während einer Solidaritäts-Demonstration für Palästina. Die Medienberichterstattung und die politischen Reaktionen auf diese Entscheidung verdeutlichen sowohl die Auswirkungen des israelisch-palästinensischen Konflikts weit über die Grenzen des Nahen Osten hinaus als auch den Mangel an Bereitschaft, andere Meinungen zu tolerieren.
Die Entscheidung, ein öffentliches Holocaust-Mahnmal zu verhüllen, wirft Fragen auf: Ist die Erwartungshaltung, dass Pro-Palästina Demonstrant:innen ein Holocaust-Mahnmal schänden, berechtigt oder ist es ein Vorurteil? Wofür steht das Holocaust-Mahnmal? Für Israel? Für unsere Erinnerungskultur oder für unseren gesellschaftlichen Konsens des „nie wieder“ und damit für unsere liberale Demokratie? Und was bedeutet das dann, wenn man das Mahnmal verbirgt? Diese Project Space-Intervention lädt alle dazu ein, an einem kuratierten Dialog teilzunehmen, der diesen Fragen nachgeht. Die gesammelten Antworten umfassen ein breites Spektrum an Perspektiven und Meinungen. Das Projekt fordert Museumsbesucher:innen dazu auf, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und zu reflektieren – und erst danach zu diskutieren.
Kuratorin: Caitlin Gura
Gestaltung: solo ohne – Studio für Gestaltung