16. Dezember 2024
Schaufenster

Schaufenster: Geld zum Leben

von Jüdisches Museum Wien & Geraldine Blazejovsky
© JMW
Juden und Geld - ein sensibles Thema? Das ist es nur, wenn wir selbst Vorurteile haben. Ab dem Mittelalter war der Geldverleih eine der wenigen Erwerbsmöglichkeiten für Jüdinnen und Juden. Doch das bedeutet nicht, dass alle Juden reich waren, im Gegenteil: Die meisten konnten sich, genauso wie der größte Teil der Gesamtbevölkerung, gerade einmal durchbringen: Wegen des Mangels an Münzen waren die meisten Geldgeschäfte Minikredite für Alltagsgeschäfte, die Kreditgebern und Kreditnehmern Geld zum (Über)Leben verschafften. Nur ganz wenige gaben Kredite für Fürsten und Kaiser und halfen diesen, ihre Kriege zu finanzieren oder für ihre Prachtbauten zu bezahlen. Dennoch: Bereits im Mittelalter wurden Juden mit dem Thema Geld verknüpft und deshalb mit zahllosen Vorurteilen versehen. Der Begriff „Wucher“, der ursprünglich nur das Verleihen von Geld gegen Zinsen bezeichnete, bekam eine negative Bedeutung und wurde oft mit dem Adjektiv „jüdisch“ versehen. So wurden sogar Nichtjuden wie die Fugger, die im Frühkapitalismus des 16. Jahrhunderts Geldgeschäfte betrieben, als Juden bezeichnet.
 
Sicher, viele der ersten Bankgründungen waren jüdische Unternehmen, dies waren jedoch nur einige wenige, die in diesem System ganz an die Spitze gekommen waren. Alle anderen Jüdinnen und Juden wurden allerdings damit in Verbindung gebracht, auch wenn sie gar kein Geld hatten, in diesen ersten Banken etwas einzuzahlen. Der gewaltige Raub der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung war nicht deshalb so gewaltig, weil wenigen viel abgenommen, sondern weil alle allem beraubt wurden – und lange waren es nur Wohlhabende, die die nötigen finanziellen Mittel hatten, ihr gestohlenes Eigentum nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes wieder zurückzufordern.
 
In einer leichtfüßigen Zeitreise nimmt uns die Künstlerin Geraldine Blazejovsky mit in die Welt derer, die ganz viel hatten, und jener, die gar nichts haben – und zu allen anderen dazwischen. In vielen kleinen Alltagssituationen werden Vorurteile zerschmettert und Stereotype sinnlos. Juden und Geld ist kein sensibles Thema mehr.
 
Künstlerstatement von Geraldine Blazejovsky – „Geld zum Leben“
Geld zum Leben: wir verdienen es, werden es los, gewinnen es, werden betrogen, verkaufen etwas, beerben jemanden… In den Cartoons für das Schaufenster sind 36 Personen mit „Geld zum Leben“ beschäftigt.

Anhand von alltäglichen und nicht ganz so alltäglichen Situationen, die mit Geld zu tun haben, spazieren sie durch die Zeit und ein bisschen auch durch die Geschichte (1195-2020).

Von [Samuel, 1682, leiht dem Kaiser Geld] über [Gisela, 1939, muss alles zurücklassen] bis zu [Peter, 1952, gibt den Kindern Geld für ein Eis] und [Alon, 1999, wechselt Schillinge in Euro] sind die BetrachterInnen eingeladen, zu schmunzeln, mitzufühlen, etwas zu entdecken oder sich gar wiederzufinden… viel Spaß!

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© Geraldine Blazejovsky
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© Geraldine Blazejovsky
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© Geraldine Blazejovsky

Wir bedanken uns bei der UniCredit Bank Austria für die Unterstützung!

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