Pessach und die Mazzot

Ein Seder-Tafelaufsatz kombiniert die sechs Speisen – oben in den Schalen – mit den drei Mazzot Scheiben. Hinter dem Stoff befinden sich drei „Teller-Stockwerke“, in jede Etage legt man eine Scheibe Mazza. Aber warum drei? Die drei Scheiben stehen für drei Bevölkerungsgruppen: die Hohen Priester (hebr. Kohanim), die im Tempel in Jerusalem die wirklich wichtigen Dinge gemacht haben. Die Leviten, das waren die „Diener“, die den Priestern geholfen haben, und die dritte Gruppe, Israel, das ist das Volk, also die ganz gewöhnlichen anderen Leute.
Beim Seder bricht der Gastgeber die mittlere Mazza in zwei Hälften und versteckt eine Hälfte, die Afikoman genannt wird. Die versteckte Hälfte taucht dann wieder auf und wird vor dem dritten Becher Wein gegessen. Um die Kinder bei Laune und wach zu halten, ist es ihre spezielle Aufgabe, das versteckte Stück zu finden, was auch immer gelingt. Apropos Wein: Beim Seder müssen vier Becher Wein getrunken werden. Wer Wein nicht mag oder ihn nicht verträgt, trinkt Traubensaft. Vier Becher, weil es in der Tora vier Ausdrücke für die Befreiung aus der Sklaverei gibt. Vier Becher und vier Fragen: das jüngste Kind erkundigt sich in Form von vier Fragen nach den Hintergründen des Festes. Fragen helfen ebenfalls gegen Müdigkeit! Und als Sklave hatte man keine Zeit und auch nicht das Recht Fragen zu stellen. In Freiheit sieht das anders aus!


Apropos Freiheit: Im März 1918, der Erste Weltkrieg war noch nicht zu Ende und es herrschte überall Chaos, Elend und Hunger. Trotzdem oder gerade deshalb hat die jüdische Gemeinde in Wien ihre Mitglieder mit den ungesäuerten Broten versorgt. Leon Schäfler bekam mit dieser Karte fünf Kilo Mazzot. Orthodoxe Jüdinnen und Juden essen während der ganzen Pessach-Woche kein normales gesäuertes Brot, keine Semmeln, keinen Kuchen, keine Pizza. Das Gesäuerte heißt auf Hebräisch „Chamez“ und alles „Chamez“ muss vor Pessach aus dem Haus oder aus der Wohnung verschwinden – Pessach-Putz, nennt man das. Wie Osterputz. Oder Frühlingsputz.
Chag Pessach sameach!